Als Opernsängerin kam Stamatina Malakate nach Wien. 2015 übernahm sie mit dem „fein essen“ ein gut gehendes Lokal – und hätte sich fast übernommen. Mittlerweile hat sie aber alles im Griff. Wenn ihr ein neues Gericht gelingt, sagt Tina, dann ist das wie wenn du auf der Bühne eine komplexe Phrase gut gesungen hast oder einen hohen Ton perfekt triffst. Das klingt vielleicht nach Klischee. Aber Tina muss es wissen.
Tina über …
… die Oper: Ich hatte in Wien eine Gesangslehrerin und gleichzeitig eine Anstellung an der Athener Oper. Ich bin eine Weile hin- und hergependelt und habe mich dann für Wien entschieden. Ein paar Jahre nach der Geburt meiner Tochter habe ich mit dem Singen aufgehört. Die Stimme war nicht das Problem, die Stimme kommt wieder. Ich dachte, es gibt zu viel Konkurrenz mit jüngeren Sängerinnen.
… und die Gastro: Ich wollte unbedingt etwas anderes machen. Und ich habe zu Hause viel gekocht, habe Kochbücher studiert und mir viele kulinarische Stilrichtungen angeeignet. Dann habe ich mit einer Freundin beschlossen, ein Lokal aufzumachen. Wir haben das „fein essen“ übernommen und nach einem Jahr konnte meine Freundin nicht mehr und ist ausgestiegen. Wir hatten von Tag eins an 150 Portionen täglich verkauft und sind jeden Tag zwölf Stunden im Lokal gestanden. Das war wahnsinnig anstrengend.
… Rezept vs. Idee: Mittlerweile habe ich ein großes Repertoire. Nach Rezept zu kochen funktioniert für größere Mengen nicht. Für 100 Portionen und mehr sind die Angaben meistens zu ungenau. Ein neues Gericht besteht aus Inspiration, einem Gefühl für Ausgewogenheit und Erfahrung. Daraus wird dann eine Idee. Für die perfekte Umsetzung brauchst du ein gutes Team. Ich habe ein tolles Team. Meine Stellvertreterin Manuela ist eine außergewöhnlich gute Köchin und sehr schnell. Aber auch alle anderen sind super und machen den Erfolg aus.
…Singen und Kochen: Ich esse seit 25 Jahren kein Fleisch. Wir haben ein Fleischgericht, aber das koche ich nie selbst. Ich koche viele Stile: ein bisschen orientalisch, ein bisschen mexikanisch, österreichisch, indisch. Die indische Küche ist beispielsweise ein Paradies für Vegetarier. Ich mag den Prozess, Rohstoffe zu einer guten Speise zu verarbeiten. Wenn ein Gericht gelingt, dann ist es wie wenn man auf der Bühne eine komplexe Phrase gesungen hat oder eine hohe Note geschafft hat. Manchmal singe ich dann beim Kochen. Aber nicht lange, weil die anderen immer lachen.