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Kein Gschistigschasti
Ein herrlich ruhiger, großzügiger und...

Kein Gschistigschasti

Ein herrlich ruhiger, großzügiger und grün umrankter Garten mitten in der Stadt, Kardinalschnitte, Schnittlauchbrot „und kein Gschistigschasti“: 2013 hat Theres das GARTENCAFE im 6. Bezirk  übernommen. Kurz darauf ist Geschäftspartner Wolfgang eingestiegen.

Die Frühstücke sind traditionell und tragen den Namen von Theres‘ Töchtern und Geschwistern. Die Leute kommen wegen des Gartens, wegen der Top-Qualität der kleinen Gerichte. Und wegen der Authentizität, die beides ist: zeitlos und aus der Zeit gefallen. Wie angenehm.

Theres über …

… Kaffeehaus statt Kaffeemaschine: Mein Ex-Lebensgefährte hat im Internet nach einer gebrauchten Kaffeemaschine gesucht und ein Kaffeehaus zur Übernahme gefunden. Und ich hatte schon vor 30 Jahren im Freundschaftsbuch meiner Nichte als Traumberuf „Kaffeehausbesitzerin“ angegeben. Also war ich mutig und hab’s übernommen. Anfangs konnte ich vieles alleine machen und meine Töchter haben ausgeholfen, wenn der Garten voll war. Nach einigen Monaten habe ich meinen Geschäftspartner Wolfgang kennengelernt, damals war er Gast.

… Kardinalschnitte und Schnittlauchbrot: Wir haben Frühstück und Mehlspeisen. Früher hatten wir Mittagstisch, das mache ich nicht mehr. Die Küche ist einfach zu klein. Es gibt einen einzigen Gast, für den koche ich immer noch täglich. Wir haben unsere kleine, feine Karte mit Salaten und Broten. Frühstücken kannst du den ganzen Tag bei uns. Mehlspeisen stehen nicht in der Karte, ich mach sie jeden Tag frisch und abhängig von der Saison. Mein Liebling ist die Mohntorte, unser Klassiker ist die Kardinalschnitte. Die geht weg wie die warme Semmel. Strudel lieben die Leute auch.

… den Garten: Gäste lieben unseren Garten. Er ist mitten in der Stadt und trotzdem hörst du die Vögel zwitschern. Verkehrslärm dringt nicht durch. Im Frühling und Sommer ist es ein herrlicher Platz zum Entspannen. die Leute genießen die Ruhe. Du kannst deinen Melange auch in Ruhe austrinken, ohne befürchten zu müssen, dass dir irgendwer die Rechnung auf den Tisch knallt, weil der Tisch gebraucht wird. Und wenn es voll ist, setzt sich halt jemand dazu.

… junge Gäste, geerdet: Anfangs hatten wir fast nur SeniorInnen hier, dann wurde das Publikum jünger und auch offener. Obwohl du bei uns kein Gschistigschasti findest, also Avocados, Panacakes oder ein anderes fancy Produkt für Instagram. Bei uns gibt es normale Österreichische Frühstücke, Buttersemmerl mit Marmelade oder zwei Eier im Glas und Schnittlauchbrot. Ich denke, wir sind so übersättigt mit allem. Die Leute kommen zu uns in den geerdeten Garten, frühstücken oder essen eine Kardinalschnitte und genießen die Ruhe. 

… ein StudentInnenleben lang: Wir haben immer wieder StudentInnen zur Unterstützung. Viele bleiben ihr gesamtes Studium lang bei uns. Woran das liegt? Wir sind ein kleiner feiner Betrieb. Jeder, der hier arbeitet, muss eine Freude daran haben, denn wir verbringen viele Stunden zusammen. Deshalb richten wir unsere Dienstpläne nach deren Prüfungen aus und gehen abends mal auf ein Eis oder machen persönliche Weihnachtsfeiern.. 

… die Frauenquote: Wir haben 80 Prozent junge Frauen und 20 Prozent Burschen als Unterstützung. Zum einen habe ich noch wenige Burschen gefunden, die ebenso gerne servieren wie in der Küche zu stehen. Das ist aber bei uns nötig, weil hier jede/r alle machen muss. Andererseits bewerben sich viel mehr junge Frauen. Und sie bleiben dann auch länger. Der Job ist hart. Du arbeitest bei bis zu 35 Grad und läufst deine Kilometer im Garten. Abends reflektieren wir dann oft gemeinsam den Tag, reden über Gäste und schwierige Situationen. Und da sind die Mädels einfach kommunikativer, denke ich. Vielleicht liegt es daran.

… ignorante Lieferanten: Als Frau bist du in der Gastronomie sehr ausgesetzt. Mit den Gästen kann ich umgehen und auch Distanz wahren, wenn es sein muss. Wolfgang unterstützt mich dabei mit Schmäh, wir sind ein super Team. Aber die Lieferanten ignorieren mich manchmal immer noch. Kommen rein und fragen, wo der Chef ist. Oder gehen automatisch zum Wolfgang und reden nur mit ihm. Und Wolfgang schickt sie dann zu mir. Diese Ignoranz ist schon sehr nervig.

… Foto-Inflation: Meine Töchter kümmern sich um Social Media. Wir haben einen Chat, Marie, Kathi, Wolfgang und ich. Wir kommunizieren täglich und dort heißt es dann: Bitte macht’s wieder ein Foto oder ein Video. Ich weiß schon nicht mehr, was ich jeden Tag fotografieren soll, also ganz ehrlich: Was soll ich jeden Tag fotografieren?

Nice to meet you

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