Im Altwiener Idiom ist ein „Koberer“ der Wirt eines eher windigen Beisls, wo früher auch Gauner Unterschlupf fanden. So wollen die KOBERANTINNEN Hannah (Bild, re.) und Parwa ihr Lokal am Rande des Augartens sicher nicht verstanden wissen. Aber eines passt: Jede/r ist willkommen. Gastfreundschaft wird familiär bedingt groß geschrieben. Der Wohlfühl-Faktor ist groß, die Küche klein und fein und der Gastgarten im Sommer eine hinter viel Grün versteckte Oase.
Hannah über…
… Wirtshauskinder: Ich in der Pizzeria meiner Mama aufgewachsen und quasi mit ihr rübergewechselt in die vegane Küche. Mama hatte damals eines der ersten veganen Lokale in Wien eröffnet. Für mich war die Küche damals ein Schock, und jetzt haben wir selbst viele vegetarische und vegane Gerichte auf der Karte. Ich habe neben dem Studium viel gekellnert und dort auch Parwa kennengelernt. Ich habe ihr erzählt, dass ich mich selbstständig machen wollte und sie hat sofort gesagt, Ok, ich bin dabei. Da kannten wir uns genau einen Tag.
… den Döblinger Probelauf: Im Corona-Jahr 2020 haben Parwa und ich dann ein Popup in der Döblinger Hauptstraße aufgemacht. Es war Sharing-Projekt mit anderem Lokal, das wir vier Tage die Woche bespielen konnten, unser Probelauf. Wir haben Kaffee, Kuchen und gute Drinks angeboten. Und nach einer Woche haben wir gemerkt, alle wollen essen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Also haben wir zu kochen begonnen meine Mama die ersten zwei Wochen eingespannt.
… den schönsten Schanigarten: Es war klar, wir wollten weiter in die Stadt hinein. Dann haben wir das Lokal hier beim Augarten gefunden und im April 2022 aufgesperrt. Wir haben eigentlich etwas viel Kleineres gesucht, aber der Garten war so toll – wir haben mit Sicherheit den schönsten Schanigarten in Wien. Also haben wir zugeschlagen und praktisch alles selbst renoviert.
… Fusions-Küche mit Mama: Die Küche machen wir gemeinsam, ich eher süß, Parwa eher salzig. Wir kochen nachhaltig, regional, viel vegan und vegetarisch, alles frisch und selbst, also nichts aus der Dose. Die Rezepte kommen von uns beiden und meine Mutter hat uns mit der Karte auch sehr geholfen. Mittlerweile hat sie in Korneuburg wieder ihr eigenes Lokal – sie ist durch uns auf den Geschmack gekommen. Jetzt können wir uns austauschen, übernehmen Gerichte von ihrer Karte und Mama übernimmt zum Beispiel eines meiner Torten-Rezepte.
… Gastfreundschaft: Die Selbständigkeit ist mein Weg, das war schon immer klar. Parwa und ich sind auch sehr gesellig und gerne Gastgeberinnen. Das Lokal ist urschön und das Arbeiten familiär. Wir versuchen das an unsere Gäste weiterzugeben – dass jeder willkommen und dass es sehr gemütlich ist.
… und Gastro: Man muss auch durchhalten und Zähne zusammenbeißen können. Aber wir haben jeden Schritt, den wir gegangen sind, monatelang durchgekaut und mit vielen geredet. Ich hoffe, wir sind nicht blauäugig reingegangen, aber ich glaube, wir haben mit allem gerechnet, was passieren könnte. Bis jetzt ist nicht eingetreten, was uns überrascht hätte.