Zwischen zwei mit Rasen und Rosenstöcken begrünten Baumscheiben spannt sich ein sonnengelber Baldachin über einen holzbeplankten Schanigarten. Wer mag, kann auch im Lokal an der Wand sitzen und durch die in Kniehöhe angebrachten mannshohen Fenster rausschauen auf das Grün – bei Kaffee in Barista-Qualität und selbst gemachten Kuchen oder einem ausgezeichneten Mittagstisch. Bayram Şenel hat das Naturkost Liola buchstäblich mit eigenen Händen aufgebaut. Im gut sortierten Laden sind alle Produkte fair gehandelt, wenn möglich regional und Bio. Vor allem aber ist es ein Platz zum Wohlfühlen. Ein Platz für das ganze Grätzl.
Bayram über …
… Reinwachsen ins Grätzl: Ende 2017 wurde der Naturkost Liola eröffnet. Das Lokal habe ich zufällig gefunden und es hat genau gepasst, die Größe, die Gegend. Es ist ein kleines Grätzl, wie ein Dorf. Der Plan war, in Teilzeit zu arbeiten und nebenbei das Geschäft aufzubauen. Am Anfang war die Einrichtung zusammengewürfelt und das Geschäft praktisch leer. Die Nachbarn haben jeden einzelnen Schritt der Entstehung des Liolas miterlebt. Sie waren immer dabei. Sie haben gesehen, wie sich die Regale füllen und immer mehr Angebote dazu kommen, das macht es auch ein bisschen aus, dieses Reinwachsen ins Grätzl.
… ein Gemeinschaftsprojekt: Beim Bau des Schanigartens war praktisch die ganze Nachbarschaft dabei. Ich glaube, die Nachbarn hat es sehr gefreut, dass ich etwas mit Holz baue und dass hier etwas Schönes entsteht. Jemandem dabei zuzusehen, der das gerne macht, in der eigenen Straße, da ist man auch ein bisschen stolz, denke ich. Mittlerweile schalten die Leute Wohnungsinserate mit dem Zusatz „Bioladen ums Eck“.
Ich sehe einen Platz und überlege mir, wie ich ihn sinnvoll gestalten kann. Ich will mich selber wohlfühlen, deswegen ensteht Neues und das ist es dann im Endeffekt. Ich sage immer, dass es unser Laden ist. Denn wenn die Leute nicht gerne zu uns einkaufen kommen, dann gibt es auch kein Liola.
Wir haben eine sehr bunte Mischung an EinkäuferInnen. StudentInnen, Leute vom Bau, ÄrztInnen, türkische Hausfrauen, LehrerInnen, KindergartenpädagogInnen. Mir ist es wichtig, dass es nicht einseitig wird, dass alle gerne zu uns kommen und sich bei uns wohl fühlen.
… seine „Biosophie“: Die Produkte die ich verkaufe und die Philosophie dahinter, das bin ich. Das möchte ich weitergeben. Ich lege viel Wert auf Qualität, bei den Produkten, beim Kaffee, beim Frühstück oder Mittagessen. Das ist mir ein Anliegen. Dass alles fair ist, nachhaltig, biologisch und wenn möglich regional.
Meine Bio Produkte sind teurer und es hat einen ganz einfachen Grund. Wenn alles fair bezahlt, biologisch und nachhaltig angebaut werden soll, dann kostet das Ganze am Ende mehr. Eigentlich ganz logisch.