Nunu Kaller ist Buchautorin, Bloggerin, Influencerin – und im Team von Gusto Guerilla. Ihre Themen sind Nachhaltigkeit und Konsum, ihr Herzensanliegen die Gleichbehandlung. Deshalb hat Nunu auch sofort zugesagt, als unsere gemeinsame Freundin Joanna Six die großartige Idee einer reinen Frauen-Tour hatte, also nur mit Wirtinnen. Warum? „Weil wir 2023 haben!“ Also darum.
Als Kanadas Premierminister Trudeau 2015 sein Kabinett präsentiert hat und 15 von 31 MinisterInnen Frauen waren, hat er auf die Frage nach dem ,Warum‘ geantwortet: „Because It’s 2015!“ Heute möchte ich das auch sagen. Wir machen eine Wirtinnen-Tour, weil wir 2023 haben. Weil es ganz normal sein sollte, dass auch Frauen an der Spitze die Gastro schupfen.
Uns ist nach drei Jahren Lokal-Suche für die Gusto Guerilla aufgefallen, dass der Frauenanteil bei unseren PartnerInnen klein ist und nur um die 25 Prozent liegt. Und das war der Gedanke: Schaffen wir eine eigene Wirtinnen-Tour. Und ich bin der Meinung dass es selbstverständlich sein sollte. Es gibt jetzt einfach eine Frauen-Tour. Weil wir 2023 haben. Weil wir den Scheinwerfer auf sie richten können.
Weil die Spitze auch in der Gastro männlich ist. Das ist in so ziemlich jeder Branche so, wo es nicht um Care-Arbeit geht. Wir leben immer noch ein Gesellschaftsbild, wo 50:50 nicht selbstverständlich ist. Wo Männer mehr verdienen – übrigens sind wir hier Schlusslicht in der EU – und ihnen Frauen zuhause den Rücken freihalten. Und die Gastro ist mit ihren langen Arbeitszeiten an den Tagesrändern und Unplanbarkeiten besonders frauenfeindlich.
Ich bin allgemein ein sehr großer Fan von Selbstständigen, Frauen wie Männer. Als ich noch angestellt war, habe ich jahrelang gedacht, ich finde das so cool, wenn Bekannte oder FreundInnen ein Lokal oder ein Geschäft aufgemacht haben. Das war für mich so undenkbar. Jetzt hab ich mich selber getraut und bin seit 2021 selbstständig. Aber eigenes Lokal zu führen ist nochmal eine andere Liga. Ich bewundere Menschen, die den Mut dazu haben. Und wenn ich dazu beitragen kann, diese Menschen zu unterstützen, tue ich das liebend gerne.
Es war eine komplette Spontanidee. Ich bin heulend zuhause gesessen nach der berühmten Pressekonferenz am Freitag, auf der verkündet wurde, dass ab Montag alles zu ist. Ich war damals in Bildungskarenz und habe nicht an mich gedacht, sondern an meine selbstständigen FreundInnen mit kleinen Geschäften. Und ich hatte die Kohle nicht, sie zu unterstützen. Aber ich kann Lärm machen, ich kann laut sein. Und ich habe innerhalb von zwei Stunden ein kleines Team zusammengestellt, das sich sofort ins Projekt gestürzt hat. Das war eine Meisterleistung von allen. Dass die Liste dann so durch die Decke geht, war mir aber nicht klar.
… das fulminant gescheitert ist. Das Ministerium hat mich angerufen und zu einem runden Tisch eingeladen. Aus meiner NGO-Zeit wusste ich, dass ein Runder Tisch nur dazu da ist, um NGOS und andere Player ruhig zu stellen. Ich hab mich dann aber breit schlagen lassen. Wir haben dort schnell gemerkt, dass das Projekt nicht gut vorbereitet war und vor allem Schlagzeilen produzieren sollte. Die Umsetzung war dann eine unglaubliche Blamage und ist nach wenigen Wochen wieder eingestampft worden.
Ein Jahr später war Margarete Schramböck zum Puls 4-Bürgerforum eingeladen. Ich war dort engagiert und konnte Fragen stellen zur Unterstützung von Selbstständigen seitens des Ministeriums. Und die Ministerin antwortet: „Jaja die Nunu, ich weiß die mag, unsere Projekte nicht so …“ Wir waren uns davor nur einmal persönlich begegnet und natürlich per Sie. Für mich war das ein „du“ im Sinne von: Ich mach dich klein. Unabgesprochen im Live-Fernsehen, noch dazu am 8. März.
Ganz besonders am Weltfrauentag sollten wir – Frauen wie Männer – Solidarität mit Frauen und ihrer Situation zeigen und ich habe Schramböcks Verhalten als unsolidarisch empfunden. Denn wir sind wie erwähnt weit weg von einer Gleichbehandlung, sei es im Job oder generell in der Gesellschaft.
Ja, weil wir diese Symbole, diese Rollenbilder und Klischees endlich aufbrechen müssen. Als Politikerin sollte man sich dieser Vorbildwirkung bewusst sein. Eine Gesellschaft ändert sich nur langsam und es gibt so viele Ansatzpunkte. Das bringt mich wieder zur Wirtinnen-Tour. Seien wir ehrlich: Wenn wir eine reine Männer-Tour hätten, würde uns das gar nicht auffallen. Deshalb sollten wir so lange eine Frauen-Tour machen, bis es einfach nicht mehr auffällt, weil es normal ist. Weil wir alle Klischees, Symbole und Rollenbilder aus dem Weg geräumt haben.
(lacht.) Ich kann die Frage leider nicht sehr ernst nehmen. Na unbedingt sollen Männer kommen. Würden wir nur Frauen auf der Tour haben wollen, würden wir ja wieder eine Sondersituation schaffen. Es ist einfach leiwand, dezidiert zu einer Wirtinnen-Tour zu kommen. Ich finde das super und selbstverständlich sind alle eingeladen. Alle können kommen, das ist ganz normal.
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