Rudi vom WEINRUDI ist eigentlich aus der Clubszene bekannt, zumindest unter VeranstalterInnen. Daneben hat er immer schon gerne Weine mehr zelebriert als verkostet. Sein Weinhandel im Wiener Nordbahnviertel ist mit Produkten aus fast allen Weinbauregionen Österreichs gefüllt. Daneben gibt es handverlesene Weine aus Spanien, Italien und Frankreich. Wenn Rudi vom Wein spricht, erzählt er über den geschmacklichen Einfluss des Bodens auf die Traube, über Interventionen und neue (alte) Methoden. Er ist ein wandelndes Weinlexikon.
Rudi über über …
… sich: Ich komme aus der Veranstaltungsbranche gearbeitet und diverse bekannte Clubs in Wien veranstaltet, zum Beispiel das Crazy im Flex. Ich habe aber immer schon gerne Wein getrunken, über Wein geredet und Weinakademie-Kurse gemacht. Und während Corona habe ich Weinempfehlungen von meinem Balkon gepostet. Die Leute haben gefragt, ob ich ihnen ein paar Flaschen besorge. So kam es dann zu ersten Pop ups. Seit Sommer 2023 gibt es mich hier als Weinrudi im Nordbahnviertel.
… Wein: Wein ist natürlich ein wunderschönes Kulturgut. Es gibt ihn schon sehr lange, es gibt ihn in wahnsinnig vielen Nuancen und Stilistiken. Und ja, jetzt geht ja gerade alles wieder ein bissl back to the roots. Dass man draufkommt, wie man Wein vor zwei-, dreitausend Jahren gemacht hat, in Amphoren und diese eingegraben zum Beispiel. Das alles interessiert mich.
… alte Schule: Traditionell fügt man dem Wein Schwefel und andere Produkte zu, um ihn klar und haltbar zu machen. Mit gewissen zugefügten Estern verleiht man ihm die sogenannte Fruchtigkeit, in der Massenwein-Produktion ist das auch gang und gäbe. Das Pfefferl im Grünen Veltliner, die grüne Paprika-Grasigkeit im Sauvignon Blanc oder die Holundernote im Muskateller kommen dann eben nicht immer von der Traube, sondern von Interventionen der WinzerInnen.
… neue Trends: Es gibt so seit ungefähr 20 Jahren den Trend, dass man Weine wieder mit sehr niedriger Intervention produziert – low intervention. Man fügt etwa keine Hefen zu, vergärt spontan und schwefelt nur minimal. Das sind dann oft biologische oder biodynamische Weine. Auch steht der Boden mehr im Vordergrund, das Terroir. Wenn man wenig Intervention hat, dann schmeckt man vielleicht nicht immer den Holunder intensiv heraus, aber man schmeckt ein bisschen mehr die Gegend und den Boden. Der Wein kann komplexer werden.
… das Sortiment: Von den 17 Weinbauregionen Österreichs haben wir mit der Region Rosalia im Burgenland dazugerechnet jetzt 15 Anbaugebiete im Sortiment und bilden einen guten Querschnitt ab, nur der Traisentaler und der Weststeirer fehlen – noch. International habe ich auch aufgestockt, in kleinen Mengen vorerst, Spanien, Italien, Champagner. Und ich bin absolut offen für Neues, zum Beispiel nach der Méthode ancestrale hergestellte Schaumweine, die sich Pet Nats nennen, also Pétillant Naturel (natürlich sprudelnd) und in der Flasche weitergären.