Sie waren schon da, als das Sonnwendviertel noch mehr Baugrube als Wohnviertel war. Und trotzdem sehen sich Dorothee Bernhard und Marc Oberngruber vom Mimi im Stadtelefant nicht als PionierInnen. „Wir sind im Viertel nur das Verpflegungsteam der wahnsinnig willkommen heißenden BewohnerInnen“, sagt Doro – mit Verlaub, das ist etwas tiefgestapelt. Das Paar setzt im Mimi mit viel Herz, tollem Team und gewachsener Professionalität im modernsten Viertel der Stadt das traditionelle Konzept vom Wirten am Platz um. Mimi steht für kulinarische Kreativität, Gastfreundschaft und ist Grätzl-Drehscheibe. Kurz: ein Ort zum Wohlfühlen. Oder wie Marc sagt: „Wenn ein Konzept funktioniert, fühle ich mich als Gast und als Gastgeber wohl.“ Läuft!
Dorothee und Marc über …
… ihre Wurzeln. Marc: Ich bin in einer Gastrofamilie aufgewachsen, auch meine Großeltern waren in der Gastronomie. Über Umwege bin ich nach Wien gekommen und habe nach einigen Jahren als Geschäftsführer in großen Häusern mein erstes eigenes Lokal eröffnet, das Frau Bernhard. Doro: Dort habe ich Marc kennengelernt, damals war ich in der Werbung. Gekocht habe ich immer schon leidenschaftlich gerne, das liegt bei uns in der Familie. Aber Gastro wäre mir nie in den Sinn gekommen, erst mit Marc hat sich das geändert. Das Direkte hat mich gereizt: Wenn du einen tollen Tag hinlegst, dann fühlen sich die Gäste wohl, das Team kommt morgen gerne wieder und der Umsatz stimmt auch.
… den Wohlfühlfaktor. Marc: Wir sind das Gesicht unserer Läden, weil wir gerne dort sind, von früh bis spät. Für die Gäste ist das Gesicht wichtig, um sich wie daheim fühlen zu können. Als Gast brauchst du den persönlichen Bezug zum Wirt und zur Wirtin.
Doro: Gleichzeitig lassen wir unserem Team viel Platz. Wir schreiben in Postings oft, die Mimi kocht, aber wir nennen auch unsere Küchenchefin, die Laura und ihre Stellvertreterin, die Elena. Boris ist halb in der Küche, halb im Service und wohnt im Viertel. So gesehen sind wir das genaue Gegenteil der anonymen Systemgastronomie.
… die Qualität. Marc: Als ich vor 30 Jahren in der Gastro anfing, gab es kein Qualitätsbewusstsein. Wir mussten uns das über die Jahre selbst beibringen, haben Gärtnereien besucht oder einen Fleischhackerbetrieb, in dem man erfährt, wo das Tier herkommt und wie es gehalten wurde.
Doro: Das für mich Beeindruckendste in den letzten Jahren war der Wandel der Familie Neuburger („Sagen Sie niemals Leberkäse zu ihm!“, Anm.), die jetzt wegen dem Trend zum Billigfleisch auf Würstel aus Kräuterseitlingen setzt. Wenn man über solche Dinge nachdenkt, will man nicht mehr zum Würstelstand gehen.
Marc: Wobei ich schon ab und zu hingehe, denn eine gute regionale Wurst vom Würstelstand ist Teil unserer schönen Esskultur. Das Fleisch für die Mimi kaufen wir jedenfalls bei Familie Ringl ein, dem Fleischhacker um die Ecke. Oder beim Szabo in der Anzengrubergasse, auch einem Familienbetrieb. So kenn ich das aus meiner Kindheit.