Soulfood zum Schlürfen
Das Shoyu Ramen im 1. Bezirk ist LiebhaberInnen von japanischen Streetfood bekannt. Seit Mai 2023 gibt es auch das Shoyu Pan in der Marxergasse im 3. Bezirk. Es geht wieder um Ramen – raffiniert gewürzte Suppen mit Hühner- oder veganen Gemüse-Fonds und Ramennudeln als Einlage –, die in Asien gerne geschlürft werden. Im Shoyu Pan gibt es auch hausgemachte Pans: süßes japanisches Backwerk aus Germteig, das mit Keksteig überzogen wird. Unermüdliche Wirtin und Seele der beiden Standorte ist Ou Dong (2.v.l.). Die Wienerin schupft ihre Läden aber freilich nicht alleine. „Ohne mein Team“, sagt sie, „bin ich nichts.“
Ou über …
… sich: Meine Eltern sind Anfang der 1980er Jahre aus China nach Österreich gekommen, da war ich sechs Jahre alt. Wir haben ein China-Restaurant aufgemacht und ich musste als Kind mithelfen, das war für mich normal. In die Gastronomie wollte ich später dann auch auf gar keinen Fall, denn Spaß hat mir das natürlich keinen gemacht.
Ich bin als junge Erwachsene zunächst ins Marketing gegangen. Zwischendurch hat mich mein Vater überredet, mit ihm ein Lokal in Bruck an der Mur zu eröffnen, das ich relativ frei gestalten konnte. Nach der Geburt meiner Kinder wollte ich dann etwas Eigenes machen. Mit einer Küche die mir persönlich schmeckt – und das sind japanische Ramen.
… Suppe für die Seele: Wir haben 2016 das das Lokal in der Seilerstätte eröffnet und ich hatte keine Ahnung, dass ich genau den Puls der Zeit damit treffen würde. Um Ramen gibt es einen Hype, aber in erster Linie ist es Soulfood. Ramen tun dir einfach gut. Du hast eine total nahrhafte Suppe und nach dem Essen hast du ein wohliges Gefühl im Magen und wirst nicht erschlagen vom Essen. In Asien schlürft man die Nudeln. Schlürfen gehört einfach dazu und intensiviert den Geschmack. Hier schmeckt es natürlich auch ohne Schlürfen (lacht).
… vegane Varianten: Traditionell enthalten Ramen Fleisch. Das gibt es bei uns auch. Da ich aber selber kein Fleisch esse, haben wir viele vegane und vegetarische Gerichte. Unser Green Ramen ist vegan und eine Eigenkreation mit Shitake Pilzen, Kombu, also Seetang, mit vielen anderen Gemüsesorten. Und unser Curry mit Tofu ist mittlerweile auch vegan. Das Yaki Nasu Don ist mit Melanzani und ein traditionelles Gericht. Ich habe es etwas abgewandelt. Und das Mabo Dofu Don ist mit Tofu und ursprünglich ein chinesisches Fleischgericht, bei uns mit veganem Faschierten.
… Team works: Für mich ist mein Team das Allerwichtigste, denn ohne Team bin ich nichts. Es gibt Zeiten, da stehen die Gäste Schlange, in der Küche brodelt es und hat eine Megahitze. Dann ist die Arbeit wahnsinnig stressig und wir reden nicht mehr viel und verständigen uns hauptsächlich mit Blicken. Jede* weiß dann, was sie* kann und worin sie* am Besten ist. Das ist echtes Teamwork, und als Wirtin bekommst du das nur, wenn du ein sehr, sehr familiäres Arbeitsklima schaffst. Wenn dann zB eine Kollegin spontan nach Peru muss, weil der Vater krank ist, muss das möglich sein. Und wenn das Kind vom Koch länger mit Anziehen und Kindergartengehen gebraucht hat, kann er auch einmal später kommen.
… das Hüten des Hype: Mittlerweile gibt es viele Ramen-Lokale, aber ich sehe das nicht als Konkurrenz, ganz im Gegenteil. Ich kann viel lernen von den anderen. Und es ist genug für alle da. Ich glaube, viele künftige GastronomInnen denken sich: „Was der oder die kann, kann ich schon lange“. Aber wir haben sehr, sehr viel Erfahrung mit japanischen Ramen und geben immer unser Bestes.