Lisa Stier und Aren Sakata haben sich ihr persönliches Stück Japan nach Wien geholt – bunt, schrill und niedlich wie Anime-Comics und Cosplay-Verkleidungen. Das TOKYO BOOM sieht aus wie vom Regenbogen gestreift. Den Stil kann man mögen, muss aber nicht sein. Denn wohl fühlt man sich in jeden Fall. Auch wegen des Essens. Denn Noodle Dog und Katsu Bowl schmecken einmalig gut. Doch Lisa und Arens Welt kann noch mehr: Sie akzeptiert dich. Alt, jung, schräg, bieder? Hauptsache, du bist da!
Lisa über …
… sich und Aren: Aren und ich haben uns in Japan kennengelernt. Aren ist Wiener mit japanischen Wurzeln und hat sechs Jahre in Tokyo studiert. Ich war als Au Pair dort. Wir sind in Tokyo gute Freunde geworden und ich habe mich damals auch entschlossen, mein Geoinformatik-Studium in Wien zu beginnen. Japan hat uns aber nicht losgelassen und wir waren zwischendurch immer wieder dort.
Corona hat unseren Reisepläne dann durchkreuzt. Eines Tages hat Aren wieder einmal unfassbar gut japanisch gekocht. Wir saßen auf der Couch, die pure Langeweile, und ich habe gesagt: Lass uns doch ein Restaurant eröffnen.
… den Boom-Faktor: Es sollte ein japanisches Lokal sein, und vegan. Wir wollten aber nicht der 500ste Ramen und Sushi Laden sein. Wir wollten unseren ganz persönlichen japanischen Alltag reinbringen. Und der ist bunt, poppig und durchgeknallt. In Japan heißt das Kawaii und ist eine eigene Kulturströmung. Kawaii steht für süß, kindlich, niedlich.
… die Baustelle: Wir haben uns auf Immobilienseiten herumgetrieben und irgendwann ist mir dieser alte Schuppen untergekommen. Es war eine Bruchbude. Wir haben einen Riesen-Kredit aufgenommen und vieles selber gemacht, auch die Tischplatten. Was wir nicht selber machen konnten, hat eine Firma gemacht. Die war allerdings so unerfahren wie wir. Ich musste die Bauleitung übernehmen, das war für mich – jung, weiblich, unerfahren – extrem hart. Da bist du mal zwei Tage weg und wenn du zurückkommst steht da eine Wand, die nicht hingehört. Bezahlen musst du trotzdem, mit Geld, das du nicht hast.
… Essen wie im Comic: Kulinarisch gehört bei Kawaii der Noodle Dog dazu, oder Yakisoba Pan, gebratene Nudeln in Brot. Ist bei uns ein wenig ungewöhnlich, dass man Kohlenhydrate in Kohlenhydrate steckt. Aber schmeckt super. Das Yakisoba Pan kennt man auch aus Anime. In Japan gibt es das Sandwich an jeder Ecke, in Wien eben noch nicht. Wir mögen aber auch traditionelles Gyudon, ebenfalls Streetfood. Die Beef Bowl ist bei uns vegan. Die Karte war anfangs klein und wächst ständig. Man kann gespannt auf mehr sein.
… Cosplay, Raves und Omas: Unsere Zielgruppe sind Cosplay-Fans, Anime-Fans, Japan-Fans. Wir machen Double D Feste, Drag and Dinner. Und Cosplay-Raves im Partykeller. Schräg, schrill und bunt eben. Wir haben aber auch SeniorInnen. Es kommt beispielsweise oft eine Oma, die deshalb gerne bei uns isst, weil sie hier in eine andere Welt eintauchen kann, sagt sie. Ich werde aber nie den Moment vergessen, als uns die erste Japanerin besucht hat, eine ältere Dame. Sie hat unseren Thunfisch gegessen und nicht bemerkt, dass er vegan ist. Ich war sehr nervös, aber er hat ihr geschmeckt, alles gut.
… Team und Familie: Es ist sauschwer, in einem Laden wie unserem nachhaltig zu sein. Bei uns heißt Nachhaltigkeit nicht nur recyceltes Plastik bei to go. Wir achten auch auf soziale Nachhaltigkeit: Wie gehen wir miteinander um? Wen stellen wir ein? Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir Leute haben, die das mittragen. Wir haben ein tolles Team. Und Aren und ich verstehen uns unfassbar gut. Es fühlt sich wie Familie an. Und ist vielleicht auch ein bisschen so.