Das AMADEUS am Rande des 15. Bezirks ist Institution: Treffpunkt und Bühne für (über-)regionale MusikerInnen, Wohnzimmer und soziale Drehscheibe für viele Stammgäste. Verantwortlich dafür sind Heidi und Eduard. 15 Jahre lang haben die geborenen Wirtsleut‘ dem altehrwürdigen Ecklokal mit der hohen Decke und dem patinierten Original-Parkettboden aus dem Gründungsjahr 1860 Leben eingehaucht.
Mit einem offenem Ohr für Gäste und MusikerInnen und trotz kleiner Küche täglich frisch zubereiteten Speisen wie den legendären Marillenknödeln. Ende 2023 gehen die Beiden in Pension. Was dann kommt, ist offen. Und irgendwann muss auch einmal Schluss sein.
Eduard über:
…sich & Heidi: Ich habe einige berufliche Stationen hinter mir: Hotel- und Gastgewerbeassistent, gelernter Schildermaler, Werkmeister der Informationstechnologie, Ausbildung zum Mediengestalter. Zuletzt war ich in der Industrie, habe den Job im höheren Alter verloren und war unvermittelbar. Dann ist die Heidi ins Spiel gekommen und hat mich als Betriebsleiter ins Catering der Arbeiterkammer geholt. Heidi und ich haben ein inniges freundschaftliches Verhältnis, wir sind durch dick und dünn gegangen.
… die Küche: Wir haben eine sehr kleine Küche und produzieren trotzdem alle Produkte frisch. Von Marillenknödel über Kaiserschmarren, frische Gulaschsuppe, Wiener Suppentopf bis hin zu überbackenen Broten. Die Küche ist mein Bereich und ich liebe es, kreativ zu sein und mit dem Wenigen, was mir hier an Infrastruktur zur Verfügung steht, das Beste zu machen.
… die Musik: Das war Zufall. Wir haben den ersten Bezirksmusiker genommen, und der hat die Propaganda angekurbelt. Die Musiker sind dann nach und nach durch die Tür gekommen. Und wir geben ihnen gerne eine Bühne. Denn was kann es schöneres geben, als dass du am Abend im Lokal bist, wo eine Spitzen-Livemusik spielt und die Wirtsleute sind auch noch gut drauf. Ich muss mich bei jedem einzelnen Musiker bedanken, denn diese Lokal hat nur durch unsere Stammgäste und die Live-Musiker überlebt.
… das Interieur: Wir haben hier den Doppeladler hängen und Che Guevara – eigentlich ein Foto von einem Stammgast, das ich geschossen und bearbeitet habe. Wir haben auch Schilder von Kanada bis Südafrika hängen, alles Privatsachen. Meine Mutter ist mit der britischen Besatzungsmacht als Erster Offizier nach Wien gekommen und zuhause wurde nur Englisch gesprochen. Später habe ich einige ehemalige Kronländer besucht.
… die Sperrstund‘: Heidi sollte eigentlich schon sechs Jahre in Pension sein. Mit Ende des Jahres ist der Plan, dass wir gemeinsam in Pension gehen. Irgendwann musst du einfach den Strich ziehen und sagen, Ich will nicht der alte Hawelka werden. Chapeau vor ihm, aber irgendwann tut mir dann nicht mehr nur der Fuß weh, sondern auch der Ellenbogen und ich kann keine frischen Marillenknödel mehr wutzeln. Es hat Spaß gemacht, viele Kontakte geknüpft und viele Musiker kennengelernt, dafür sind wir sehr dankbar.
… und weitere Pläne: Unser Wunsch wäre, dass wir jemanden fürs „Amadeus“ finden, der es so weiterführt, wie wir es bis jetzt gemacht haben! Unterstützung für die Organisation der Livemusik-Auftritte würde es von uns natürlich eine Zeitlang geben. Wir möchten ja selber – auch wenn wir wirklich einmal im „Ruhestand sind – weiterhin das „Amadeus“ als Gäste besuchen!