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Autor: Stefan Knoll

Schön von innen

Spätestens seit dem Ungargrill gilt Darija Kasalo als Szenewirtin. Das Kultlokal fiel Investoren zum Opfer und Darija führt jetzt das SHALIMAR. Im ehemals ersten indischen Lokal von Wien kocht Darijas Mama: Sarma zum Beispiel – gefüllte Krautwickel -, Fleischlaberl oder zweierlei Curry nach Shalimar-Originalrezept. Auch deshalb kommen die Leute. Aber vor allem kommen sie wegen Darija. Und wegen Haushund Da Vinci natürlich.

Darija über…

… sich: Die Gastro war immer mein Brotjob, damit habe ich mir mein Studium finanziert. Angefangen habe ich im Augustin. Ich hab‘ mir gedacht, ein Bier hinstellen kann jeder. Aber meine Freundinnen haben damals schon gesagt, dass ich eine gute Wirtin wäre. Ich habe viele KünstlerInnen ins Augustin gebracht. Mir war lange nicht klar, dass sie wegen mir gekommen sind. Deshalb ist die Wirtin auch quasi mein Markenzeichen. Die Wirtin und Da Vinci natürlich.

… das Konzept: Ich bin das Konzept. Das hört sich arrogant und bescheuert an, aber es ist einfach so. Ein Wirtshaus braucht eine Seele und ein Gesicht. Es gibt  wenige Lokale, wo die Chefin persönlich jeden Tag drinsteht. Oder wo es überhaupt eine Chefin gibt. Ich bin eine leidenschaftliche Gastgeberin. Und ich habe tolle Stammgäste. Ich kenne fast alle Leute hier oder zumindest die meisten.  

… Wirtin sein: Ohne Leidenschaft geht das garantiert nicht, weil sonst tust du dir den existenziellen Druck und die Ungewissheit nicht an. Das lange Arbeiten stresst mich hingegen gar nicht, denn es fruchtet ja auch und teilweise kommt dir ein 12-Stunden-Tag vor wie nichts.

Und du bekommst auch irrsinnig viel zurück. Es ist wie eine natürliche Droge, wie ein Rausch, wenn du im Flow bist. Es gibt ichweißnichtwieviele Lokale in Wien und dann schafft man doch diese Abende, wo alle zu dir kommen und es passiert ja auch immer irgendein Wahnsinn, ein guter Wahnsinn sozusagen. Von dem zehrt man auch und deshalb mach ich’s.

… die Gäste: Ich habe keine anstrengenden Gäste. Bei mir zählt gegenseitiger Respekt. Ich bin sehr direkt und kann auch der Hausdrache sein. Damit kann nicht jeder umgehen. Wem’s gefällt, der bleibt. Und die anderen kommen eh nicht wieder. Ich bin da wie ein Filter. Deshalb habe ich so schöne Menschen als Gäste, also schön von innen. 

… kochen mit Mama: Meine Mama ist eigentlich in Pension und kocht seit einigen Monaten. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich mit meiner Mama einmal zusammenarbeite. Aber es ist großartig. Ich habe das erste Mal das Gefühl, dass die Küche mit mir an einem Strang zieht. Und Mamas Küche  kommt sehr gut an. Wir sind jetzt fast ein ein Frauenhaus.

 

Quietsch vergnügt

In der Hofburg macht sie Caterings für bis zu 380 Gäste, im 3. Bezirk kocht sie für ein winziges Bistro: Für das JOELLE hat Joëlle Raverdy ihr letztes Geld zusammengekratzt und ihrer Heimat Frankreich ein kulinarisches Denkmal gesetzt. Neben Quiches und Tartelettes kocht Joëlle auch aufwändige Klassiker wie das Boeuf Bourguignon mit butterweichem, in Burgunder geschmortem Schulterscherzel. Das unscheinbare Lokal und Joëlles Caterings sind mittlerweile ein Fixstern für frankophile Gourmets. 

Joelle über…

… das Lokal: Ich mache Caterings für internationale Organisationen in der Hofburg. Während der Pandemie ist das Geschäft zusammengebrochen. Also habe ich mein letztes Geld in das kleine Lokal gesteckt und ein Takeaway-Konzept gemacht. Ich konnte arbeiten und war nicht von der Bildfläche verschwunden. 

… das Konzept: Wir bieten einfache Produkte an, die die Leute schnell mitnehmen können. Wir haben pikante Quiches, süße Tartelettes,  und Gläser mit Vorgekochtem zum Aufwärmen. Das hat von Anfang an gut funktioniert. Manche KundInnen kaufen fünf, sechs Gläser auf einmal. Und mit dem Lokal ist auch mein zweites Standbein, das Catering, bekannter geworden. Bis dahin war ich in meiner internationalen Ecke, mittlerweile kommen mehr Firmen und Institute dazu.

… die gläserne Küche: Im Winter haben wir mehr Suppe im Glas, ansonsten Boeuf Bourguignon, Rind in Rotweinsauce mit Champignons; Lamm Tajine, Poulet Basquaise, Hühnerfleisch in Weißwein, Paprika und Tomatensauce; dann Ratatouille und Kürbis-Erdnuss-Eintopf aus dem Senegal, beides vegan; Veggie- und Chicken-Curry; roter Reis aus der Camargue mit Gemüse und Feta.

… Boeuf Bourguignon: Unsere Gläser sind nicht günstig, aber die Gerichte auch sehr aufwändig: Für ein original Boeuf Bourguignon musst du Karotten, Zwiebeln und Rindfleisch mindestens 12 Stunden in Wein einlegen. Parallel machst du den Fond, dazu brätst du die Knochen an und kochst sie mit Karotten und Zwiebeln vier Stunden ein. Dann schneidest du Berge von Zwiebeln und brätst sie mit dem Fleisch an. Wenn der Fond fertig ist, geht alles in einem gusseisernen Topf in den Ofen, 150 Grad für dreieinhalb Stunden. Dann werden die Gläser abgefüllt und noch einmal für eine Stunde sterilisiert.

… Quietsche für alle: Ich bin mit 20 als Aupair nach Wien gekommen, habe Betriebswirtschaft studiert und in einem Büro gearbeitet, war aber nicht glücklich.

Später hatte ich dann eine Patchwork-Familie mit vier Kindern. Ich habe überlegt, was kann ich zuhause machen. Ich habe gut gekocht und habe französischen Bekannten gesagt, ich kann für euch kochen. Das hat sich schnell herumgesprochen in der Community und ich musste das legal machen. Aus unserem zweiten Bad habe ich dann die Küche gemacht. So habe ich begonnen.

Ich habe vor allem Quiche gemacht. In Frankreich ist Quiche sehr verbreitet. Wenn wir Gäste haben, machen wir eine schnelle Quiche, die schmeckt allen. Hier in Wien haben einige Quietsche dazu gesagt. Mittlerweile ist das auch anders.

Ton, Steine, Tee

Tee also. Aber: kein 0815 Earl Grey oder ordinärer English Breakfast. Sondern das richtig gute Zeug aus dem RAMI TEA: Aromen, die du noch nie geschmeckt hast. Ganzheitliche Energie, die du so noch nie gespürt hast.

Durch ihre Keramik-Workshops sind Kate, Anouk (Bild li., re.,) und Teresa zum Tee gekommen. Und weil alle drei Internationales Menschenrecht in Wien studiert haben, sind ihre Tees natürlich auch fair und nachhaltig produziert.

Jeder Besuch ist ein Erlebnis. Und seien wir uns ehrlich – Single Origin Arabica Kaffeeröstungen werden eh langsam fad;)

Kate und Anouk über…

… Ton und Tee: Es ist lustig, weil die meisten Leute von der Geschmacksseite zum Tee kommen und wir ursprünglich von der Keramikseite.

Wir hatten und haben Tee-LiebhaberInnen in unseren Keramik-Kursen. Sie kamen um zu lernen, wie man Teekannen herstellt, und sie brachten Tee mit. Wir probierten einige Tees, die wir noch nie zuvor probiert hatten, und es war wie eine Offenbarung. Uns wurde klar, dass es da eine ganze Welt gab, von der wir keine Ahnung hatten. 

… fantastische Tees: Es gibt fantastische Tees. Von einem intensiven Honig-Schwarztee, der dich abends beruhigt – ähnlich einem dunklen Oolong –, bis hin zu einem grünen Genmaicha mit geröstetem Reis, der energetisierend wirkt und dich morgens aufweckt und auf den Tag vorbereitet. Und alles dazwischen.

… the art of sipping: Wichtig ist auch die Art des Trinkens. Wir trinken Tee aus kleinen Kannen, wir gießen mehrmals auf und lassen ihn nur kurz ziehen. Das ist eine sehr gemütliche Form des Zusammenseins. Und damit wären wir wieder bei der Keramik, denn die Herstellung hat auch mit Entschleunigung und sich Zeit für sich selbst nehmen zu tun.

… Tee und echten Tee: Wir haben auch Kräutertees, die fantastisch schmecken. Unser Hauptaugenmerk liegt jedoch auf dem sogenannten echten Tee von der Tee-Pflanze Camellia sinensis. Von ihr kommen alle Grün- und Schwarztee-Sorten oder auch weißer Tee, das hängt nämlich grundsätzlich vom Grad der Fermentation ab. Diese Tees können wie gesagt auch entspannend und beruhigend wirken. Und sie können einen Blumenstrauß an Aromen entfalten, was wiederum von von vielen Faktoren abhängt.

… mehrfach guten Tee: Wir haben Tees aus allen Ländern, die guten Tee machen. Wir haben also Tees aus Japan, aus Georgien, Taiwan, China, und und und. Wir achten sehr darauf, dass unsere Tees nachhaltig und sozial produziert werden. Wir haben zum Beispiel Tees aus Sri Lanka frisch im Sortiment. Sie kommen von einer Teeplantagen-Kooperative, die nachhaltig produziert und mit Einheimischen zusammenarbeitet, die am Gewinn beteiligt sind. Und ihre Tees sind auch fantastisch.

… Tee-Liebe: Unsere Hauptzielgruppe sind Menschen, die noch nie richtig guten Tee probiert haben. Wenn sie zu uns ins Lokal kommen, sind sie herzlich eingeladen, jede Frage zu stellen und jeden Tee zu probieren. Wenn sie sich Zeit nehmen, werden sie neue Aromen und Wirkungen erleben. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass jeder einen Tee finden wird, den er liebt.

Vegan ums Eck denken

Es begann in Wels. Dort startet Laura Theuretzbacher im Lokal einer Bekannten ein veganes Lunch-Pop up – und eröffnet kurz darauf mit ihrer Partnerin Ines Wozniek die VEGAN WIRTIN. Das Lokal gibt es immer noch, aber jetzt ist mal Wien dran. Im Fania am Yppenplatz macht Laura derzeit jeden Sonntag ein veganes Brunch-Pop up. Das Ziel ist – richtig! – ein eigenes Lunch-Lokal in Wien: mit „ehrlicher, bodenständiger und kreativer Wirtshauskultur“. 

Laura über…

… sich: Ich habe immer schon gerne gebacken und gekocht, aber zunächst im Marketing gearbeitet. 2020 kam dann im Lockdown die Idee auf, bei einer Bekannten in Wels in ihrer sehr netten Bar Extrazimmer einen veganen Lunch to go anzubieten. Das ist sehr gut angekommen. Als die Bar dann wieder aufgemacht hat, haben Ines und ich in Wels die Vegan Wirtin gegründet.

… die Kreationen: Ich mach alles selbst, alles handgemacht, und kaufe ganz wenige Produkte zu. Ich will eine gute, bodenständige und ehrliche Küche bieten, die kreativ sein kann – moderne Wirtshauskultur eben. Ich liebe es, kreativ zu sein.

Manchmal schießt mir etwas durch den Kopf, das ich gerne ausprobieren möchte. Oder mir kommt ein neues Produkt unter und ich versuche es weiter zu entwickeln, zum Beispiel meinen Karotten-Lax auf Krenhaube in Blätterteig oder Datteln im „Nicht-Speck“ Mantel.

… darum vegan: Für mich hat die vegane Küche einen gesundheitlichen und einen Umwelt-Aspekt. Aber vor allem taugt mir, dass du kreativ sein musst. Die vegane Küche fordert dich und du musst oft ums Eck denken.

… Ziel-Vorgaben: Ich habe jetzt ein Brunch-Konzept und passe es saisonal an. Daneben biete ich vegane Kochkurse an, das kann ich alles alleine stemmen. Sobald ich in Wien einen Standort habe, möchte ich wie in Wels auch in Wien wieder einen Mittagstisch anbieten.

Ein Lunch muss für mich befriedigend satt machen, aber ohne Food Koma im Anschluss. Das ist generell der Anspruch an meine Küche: Das Essen muss mich nachhaltig zufrieden und vital machen.

Schwein gehabt

Sarah Hein ist in Heurigen-Küchen aufgewachsen und hat jahrelang mit Schweinsbraten, Grillhendel & Co. hantiert. Bis sie von heute auf morgen vegan wurde. Jetzt kredenzt Sarah in ihrem Lokal SCHLICHT VEGAN, was die saisonale Gemüseküche gerade hergibt. Die Karte ist klein, die Speisen sind fein. Und viele OttakringerInnen freuen sich über eine neue Oase in der veganen Halbwüste.

Sarah Hein über…

… sich: Meine Mama hat in Perchtoldsdorf nebenberuflich kellneriert, vor allem in Heurigen. Und ich war schon als Kind dabei und habe mitgeholfen. Später habe ich neben der Schule beim Heurigen gearbeitet. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Juridicum habe ich dann beschlossen, hauptberuflich in die Gastro zu gehen. Zu Hause war das ein Skandal, weil: In die Gastro geht man nur, wenn man muss. 

… die Liebe zur Gastro: Du weißt nie, mit welchen Menschen du es zu tun hast. Manche sind arrogant, andere freundlich, du lernst viel über Menschen. Und du lernst mit Stress umzugehen und wie Abläufe funktionieren. Die Gastro ist sicher einer der härtesten Jobs. Du musst immer freundlich sein nach außen, du musst ständig präsent sein. Du kannst nicht einfach Pause machen, wenn du möchtest. Aber ich liebe diese Herausforderungen.

… deshalb 4-Tage-Woche: Vier Tage arbeiten wir unter Hochdruck und schauen, dass die Bude voll ist. Drei Tage haben wir Erholungsphase. Und die brauchen wir auch.

… die Küche: Wir kochen mit dem, was wir saisonal zur Verfügung haben. Jetzt im Winter haben wir Karotten, Kohl, Kraut, Äpfel, Nüsse, Zwiebel, Knoblauch, rote Rüben. Diese Komponenten nehme ich her und überlege, was gut zusammenpasst. Einiges habe ich vom Heurigen mitgenommen, zum Beispiel die Nuss-Palatschinke mit Wein-Sauce. Beim Heurigen gab es die mit Weinchadeau – bei uns gibt es die vegane Variante.

… von jetzt auf gleich vegan: Für mich ist vegan mittlerweile eine Lebensphilosophie. Ausschlaggebend war damals ein Film. Ich habe jetzt noch das Tierleid vor Augen. Es ging auch darum, wie viele tierische Produkte in Kosmetika oder Putzmitteln stecken. Das habe ich einfach nicht gewusst. Ich frage mich heute noch, warum ich das nie wahrgenommen habe. Und so habe ich eines Nachmittags mein Leben geändert. Von heute auf morgen. 

 

Mission und Ziel

Manuel Bornbaum und Florian Hofer sind Pioniere der Stadtlandwirtschaft – jedenfalls in Wien. 2015 gründen der Agrarwissenschaftler und der Maschinenbauingenieur HUT & STIEL. Sie züchten Austernseitlinge auf Kaffeesatz, zunächst in einem Keller im 9. Bezirk. 2018 ziehen sie in die Lobau um, seit 2021 sind sie Bio-zertifiziert. Manuel und Florian geht es aber nicht nur um Pilze: ökosoziale Verantwortung heißt die Mission, der Wandel ist das Ziel. 

Manuel über…

… die Anfänge: Hut & Stiel haben mein guter Freund Florian Hofer (Maschinenbauingenieur) und ich zusammen 2015 gegründet. In einem Uniseminar haben wir die Möglichkeiten der Pilzzucht kennen gelernt. Es folgte ein Praktikum in Rotterdam und die Idee, eine Pilzzucht mitten in Wien aufzubauen. Flo stellte eher den Stiel und ich eher Hut des Startups dar. So kam es zu dem Namen. Wir begannen in einem Keller im 9. Bezirk Austernseitlinge zu züchten. Mit dem Lastenrad sammelten wir Kaffeesatz von der umliegenden Gastronomie und PensionistInnenhäusern ein, züchteten auf dessen Basis frische Pilze und lieferten diese wieder im dem Lastenfahrrad aus.

… das Wachstum: Inzwischen ist Hut & Stiel gewachsen und umgezogen. Seit 2018 produzieren wir nun in der wunderschönen Lobau auf der Kleinen Stadtfarm. Hier konnten wir unsere Räume selbst passend umgestalten. Zudem haben wir einen zweiten Standort in Klosterneuburg. Dort steht uns ein Weinkeller zur Verfügung.

… kurze Wege: Wir züchten Bio-Austernseitlinge in Wien, weil wir Lebensmittel dort produzieren wollen, wo die Lebensmittel gebraucht werden. Pilze eignen sich insbesondere für Stadtlandwirtschaft, da sie dunkle feuchte Räume brauchen. Man kann also leerstehende Flächen in der Stadt effektiv nutzen, um Lebensmittel in der Stadt für die Stadt zu produzieren. Wir vermeiden dabei lange Transportwege, was der Umwelt als auch der Frische der Pilze zu Gute kommt.

… die Produkte: Wir produzieren frische, regionale Austernseitlinge. Zurzeit planen wir auch weitere Pilze, wie Kräuterseitlinge oder Shiitake, in das Sortiment aufzunehmen. Um weitere Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, lassen wir unsere Pilze, die wir nicht verkaufen konnten, weiterverarbeiten. Aus ihnen entstehen vegane Produkte wie Aufstrich, Pesto, Sugo, Gulasch und Würstel. Diese sind in einigen Supermärkten, Foodcoops und in unserem Webshop zu finden. Zudem freuen wir uns, dass inzwischen schon einige Würstelstände unsere veganen Würstel erfolgreich anbieten.

Zudem bieten wir ein DIY Pilzzucht Set für Zuhause an. Hierbei können Pilzbegeisterte auf ihrem eigenen Kaffeesatz versuchen, Austernseitlinge zu ziehen.

… Nachhaltigkeit: Der Kaffee hat einen weiten Weg hinter sich, wenn er bei uns in der Kaffeetasse landet. Für uns resultiert hieraus eine Verantwortung den Kaffeesud weiter zu nutzten. Wir nutzen dieses scheinbare Abfallprodukt als Ressource und vermeiden lange Lieferwege. Auslieferungen finden mit einem Elektroauto statt. Unsere Frischpilze und Pilzprodukte sind nicht nur vegan, sondern seit 2021 auch Bio. Hut & Stiel möchte somit ein Beispiel für Kreislaufwirtschaft und die Stadtlandwirtschaft sein. Und bei der Auswahl unserer Standorte achten wir auf die Wiederbenutzung von bereits vorhandenen Flächen.

… die ökosoziale Mission: Wir bieten Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen einen Ort zum Arbeiten und die Möglichkeit, sich mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten einzubringen. Zur Nachhaltigkeit unserer ökosozialen Mission gehört auch, dass wir uns als Lernort verstehen. Wir wollen Menschen für die Pilzzucht und ihr bioökonomisches Potenzial begeistern. Aus diesem Grund bieten wir nicht nur Pilzzuchtsets für Zuhause an, sondern Führungen, Workshops und Seminare an. Zur ökosozialen Mission gehört für uns unser Wissen zu teilen und auch Lernort und Inspiration zu sein.

… die Vision: Lebensmittel und Landwirtschaft sind extrem interessante Bereiche der Gesellschaft. Unser Ziel ist es mehr Menschen von dem Konzept Stadtlandwirtschaft und Kreislaufwirtschaft sowie von Pilzen als attraktiver vielseitiger Fleischersatz zu überzeugen. Wir hinterfragen das konventionelle System der Ernährungsindustrie und möchten hier einen Wandel auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene mit vorantreiben. Ein Umdenken im Fleischkonsum, Bewusstsein für regionale und nachhaltige Lebensmittelproduktion und Kreisläufe sind das Ziel unser Ökosozialen Mission.

Welt zwischen Weinen

Vor einigen Jahren hat Bernd TRETTENSTEINER ein Stück Agrarland in der Nähe von Wien gesucht. Zufällig war es ein Bio-Weingarten, den er schließlich fand. Seitdem werden Wein und Fruchtsäfte produziert und Schnäpse destilliert – autodidaktisch, biodynamisch, in Handarbeit. Das Projekt ist nachhaltig, gemeinschaftlich und nicht wirtschaftlich – dafür blüht das Leben auch zwischen den Weinreben.

Bernd über …

… sich: Ich habe mich beim Arbeiten im Garten immer schon wohl gefühlt. Vor fünf, sechs Jahren haben wir im Freundeskreis überlegt, dass wir ein Stück Agrarland gemeinsam bearbeiten könnten. Die Suche war mühsam und ich bin dann zufällig auf einen Bio-Weingarten in der Nähe von Strasshof gestoßen, der zum Verkauf stand.

… die Sicht von außen: Keiner von uns kommt aus der Landwirtschaft und das Wissen über Weinbau mussten wir uns erst aneignen. Aber das war auch ein Riesenvorteil, weil wir nicht in alten Traditionen verhaftet sind und immer die neuesten Methoden anwenden. Wir kommen zum Beispiel im Gegensatz zu vielen anderen Bio-Weinbauern mit sehr wenig Kupfersulfat gegen Pilze aus. Bio-Weinbauern dürfen bis zu drei Kilogramm Kupfersulfat pro Jahr und Hektar spritzen und tun das in der Regel auch.

… die Wein-Biosphäre: Weingärten sind oft Mono-Kulturen. Das ist absurd, weil dort so viel Leben entstehen kann. Wir machen zum Beispiel Gründüngungen – also den gezielten Anbau von Pflanzen zwischen den Reben. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Lebensformen sich ansiedeln, wenn der Boden aktiv durchwurzelt wird. Wir kultivieren aber auch Nutzpflanzen und haben heuer 60 Obstbäume dazugesetzt, wo alte Reben ausfallen.

… Wirtschaftlichkeit: Wirtschaftlich ist unsere Kreislaufwirtschaft nicht, zumindest nicht auf kurze Sicht. Langfristig ist es für die Biodiversität wahrscheinlich der einzige Weg. Wir können Grün zwischen die Reben setzen, weil kein Traktor durchfahren muss und wir alles gemeinschaftlich und per Hand machen. Andere streuen Glyphosat, damit der Traktor schneller durchkommt. Es gibt immer diese zwei Wege: Wirtschaftlich, schnell und mechanisiert oder nachhaltig und gemeinschaftlich.

Edle Wermutstropfen

Ein Gründerzeitbau in der Zinckgasse im 15. Bezirk. Ab 1916 wurde hier unter dem Namen BURSCHIK Wermut produziert, vier Generationen lang. Dann kam der Weinskandal und das Aus. 2012 hat Leonhard Specht die Familientradition wieder aufgegriffen und den Wermut in Richtung erste und zweite Plätze bei Falstaff veredelt. Mit 20 Kräutern und aufwändigem Verfahren. Mit viel Erfahrung und Gespür für den Reifungsprozess. Und mit Leidenschaft für die Tradition.

Leonhard über…

… die Ursprünge: Hier in der Produktionsstätte war früher das Gasthaus meiner Urgroßeltern. Das Lager war der Schanigarten. Die Rezeptur und die Markenrechte von Burschik sind seit mehr als hundert Jahren im Familienbesitz. Nach dem Weinskandal habe ich die Marke 20 Jahre lang stillgelegt. Ich habe die Weinakademie in Rust gemacht, mit dem wunderbaren Titel eines Weinakademikers. Seit rund zehn Jahren produzieren wir wieder. Aus dem Billig-Wermut, der Burschik zuletzt leider war, musste ich einen edlen machen und die Qualität wieder reinbringen.

… guten Wermut: Am Wermut versuchen sich viele und bringen nichts zusammen. Die Ingredienzien eines guten Wermut sind aus meiner Sicht die Erfahrung der Vorgänger-Generation, der Umgang mit dem Wein, die Rezeptur und die Adaption derselben, der balancierte Einsatz von Süße und das richtige Extrahieren von Kräutern.

… die Rohstoffe: Wir verwenden ausgezeichnete burgenländische Weißburgunder und Chardonnay, denn wir brauchen Wein mit so genannten Texturtrauben, also wenig Eigengeschmack und Säure. Den Geschmack machen wir mit Kräutern und Süße. Die Weine werden zunächst im burgenländischen Illmitz weiter vergoren. Wir bringen sie dann hierher nach Wien und versetzen sie mit den Kräutern; den roten Wermut auch mit gebranntem Zucker, der ihm die charakteristische Bernsteinfarbe gibt. So entsteht dann der helle Süße, der Trockene, der Rote, der holzfassgereifte Rote und der Rosé.

… die Wissenschaft: Die Extraktion beherrschen nicht viele und ich habe sie auf gut Wienerisch abgenasert (oonosan = draufkommen, Anm.). Alles beeinflusst das Ergebnis: die Standzeit, die Temperatur, die Alkoholgradation. Welches Kraut extrahiere ich bei 20, bei 30, bei 50 Grad. Die ätherischen Öle müssen herausgelöst werden und dürfen nicht verbrennen. Das ist eine kleine Wissenschaft.

Kurz und knackig

Lukas, Stephan und Florian haben im Sommer 2021 die SPEIS am Lendhafen eröffnet. Selten sitzt man in 8020 so schön wie dort im Gastgarten. Auf der einen Seite Mariahilfer Kirche, auf der anderen Seite der Schlossberg und die Mur. Das Konzept des jungen Teams ist so simpel wie radikal: frisch, regional, nachhaltig.

Lukas, Stephan und Florian im Word Rap:

Was hat euch dazu bewogen, ein Lokal zu eröffnen zu entwickeln?

Der Wunsch nach aufregendem Essen auswärts mit Rohprodukten auf höchstem Niveau. 

Was zeichnet eure Produkte im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Einmaligkeit aus?

Wir kaufen über 90 Prozent unserer Produkte direkt bei ProduzentInnen ein und beziehen alle Produkte aus einem Umkreis von 50 Kilometer.

War/ist es kompliziert, deine Produkte (weiter) zu entwickeln/zu vertreiben?

Jedes neue Projekt kommt mit seinen Schwierigkeiten, wir finden es ist den Aufwand wert!

Was liebst du daran, Gastgeber zu sein?

Wir lieben es, glückliche Gesichter zu sehen und die Freude der Gäste, wenn wir bis ins Details über unsere Produkte erzählen dürfen.

 

 

Sorry, we’re funked

Das BEATS und BEANS war zunächst nur „Beats“ – ein kleiner Plattenladen in Meidling. Die „Beans“ kamen nach der Übersiedlung in den 9. Bezirk und einer Mini-Küche dazu. Doch erst mit dem neuerlichen Wechsel in die Würffelgasse im 15. Bezirk gelang die analoge Fusion im großen Stil. René und Daniel schufen einen Ort mit viel Funk und Soul: von der Vinyl-Ecke mit kaufbarer Musik über die zentralen Turntables mit Live-Auflegerei – bis zur Küche, die fresh, mit viel Liebe und ebenfalls so gar nicht aus der Dose daherkommt.

René und Daniel über…

… Records: Wir sind Vinylfreaks, die Liebe zu Schallplatten hat uns zusammengeführt. Wir legen seit über 20 Jahren auf und haben schon alle möglichen Locations in Wien unter dem Namen Freestyle Furioso bespielt. Dann gab es die Möglichkeit, einen Plattenladen zu übernehmen, den wir selber gerne besucht haben. Wir haben ihn neben unseren Jobs betrieben. Es war Liebhaberei, wir haben damit kein Geld verdient.

… Roots: Ich (René) war damals Küchenchef im Hotel Stefanie. Nach 12 Jahren habe ich gedacht, ich probiere es mal mit der Selbstständigkeit. Das Lokal im 9. hatte eine Mini-Küche und ich habe kleine Speisen angeboten. Die sind bei den Leuten gut angekommen und irgendwann waren wir dann auch Essens-Treffpunkt. Dann haben wir etwas Größeres gesucht und das hier ist aufgepoppt. Es ist vergleichsweise riesig und hat perfekt gepasst.

… Soulfood: Wir legen Wert auf frische, saisonale Küche. Bei uns gibt es kein Convenience-Food und ich mache zum Beispiel auch die Backerbsen selbst. Die Küche hat einen österreichischen Einschlag, aber neu interpretiert. Das Plattenthema zieht sich durch, wir haben eine A- und eine B-Seite auf unserer Karte. Die Küche ist ständig wechselnd und saisonal. Jetzt im Herbst haben wir Schwammerl und Kürbis. Sehr gefinkelt und sehr durchdacht und kreativ. Zwei, drei Vorspeisen, Fleisch und Vegetarisches, schön ausgewogen, auch vegan natürlich. Das läuft einfach super und macht wirklich Spaß.

… Organics: Derzeit legen wir exklusiv nur hier auf. Wir sind halt fade Schallplatten-Djs und machen Fahrstuhl-Musik (lacht). Während Corona haben wir eine Serie gestartet und jeden Tag einen Mix erstellt. Wir mögen Black Music, also Soul, Funk, Jazz, Hiphop, aber grundsätzlich auch World Music, es gibt keine Genre-Grenzen, außer vielleicht House und Techno. Also eher organische Musik mit viel Liebe, mit viel Seele.

… Socialising: Wir planen auch ein Sozialprojekt. Ich (Daniel) bin Sozialpädagoge und arbeite auf der Psychiatrie in Floridsdorf. Inklusion ist uns sehr wichtig. Wir wollen Menschen mit Förderbedarf einen Ort geben, wo sie kreativ sein können. Wir haben zum Beispiel früher schon Silent Discos veranstaltet. Wir wollen Praktikumsplätze anbieten, René ist auch Lehrlingsausbilder. Aber zunächst muss die Struktur im Beats and Beans stehen. Immer ein Schritt nach dem anderen.

Ganz schön im Team

Das HEU & GABEL am Meidlinger Markt bietet regionale BIO-Feinkost-Produkte und saisonale Küche mit kreativem Impact aus der Hauben-Gastronomie. Und das funktioniert – trotz oder gerade wegen Katharinas und Marios bisheriger beruflicher Verortung in Politik und Werbung. Denn beide wissen: Gelingen kann so ein Projekt nur mit viel Herzblut und vor allem einem tollen Team, das sich frei entfalten kann.  

Kathi über…

… den Umstieg: Ich wollte ursprünglich einen Bio-Feinkostladen aufmachen. Und dieses Lokal war mein Schicksal, weil auch eine Gastro dabei war, vor der ich großen Respekt habe. Im ersten Jahr war Lukas Reiter bei uns als Küchenchef und ich hatte ein drei Monate altes Baby und war in einer großen Umbruchphase – war mir aber bewusst, dass ich mit 40 noch einmal etwas Neues machen möchte. Und das war natürlich alles andere als einfach – aber von Beginn an mit einer großen Liebe für das Tun hier. Denn das weiß man erst, wenn es wirklich losgeht. Ich hatte ja davor noch nie ein Blatt Schinken aufgeschnitten oder einen guten Kaffee zubereitet (lacht).

… Teamwork: Aber wenn ich was aus meiner beruflichen Vergangenheit gelernt habe: Alleine kann man sowieso nicht viel erreichen. Wirkliche Kraft entsteht in Teams. Und ich hatte von Anfang an ein sehr engagiertes Team um mich. Und ich habe auch gelernt, dass man mit 40 noch sehr viel sehr schnell lernen kann …, sorry, ich muss wieder was tun (geht).

Mario über …

… den Start: Ein Freund aus dem Mostviertel hatte einen Feinkostladen aufgezogen und Kathi suchte nach einer neuen Aufgabe. Also haben wir gesagt, leiwand, machen wir das, es könnte funktionieren. Wir haben am Meidlinger Markt nach einem Objekt gesucht, weil wir ums Eck wohnen und immer gerne hergehen. Und dieser Stand hier war frei. Wir haben uns relativ schnell geeinigt. Ein Freund von mir ist Tischler und hat alles komplett umgebaut. So war das.

… Produkte vor Ort: Wir haben ein paar Monate recherchiert, Empfehlungen von FreundInnen eingeholt und sind viele ProduzentInnen aus der Region abgefahren. Wir haben uns die Betriebe vor Ort angesehen, deren Umgang mit Tier und Natur, haben dann die Produkte vor Ort verkostet. Und wenn’s gepasst hat, haben wir sie aufgenommen.

… Gastro-Sterne: Die größte Herausforderung war die Gastronomie. Unser damaliger Chefkoch kam erst einen Monat nach Eröffnung zu uns. Wir haben eröffnet und dann wurden wir regelrecht gestürmt und die hatten natürlich alle eine Erwartungshaltung.  Am Anfang war das sehr chaotisch. Wir waren überfordert. Ich würde das so auch nicht mehr machen. Mittlerweile haben wir einen sehr professionellen Standard erreicht – mit zwei Top-Köchen, die teilweise Erfahrung aus der Sterne-Gastronomie mitbringen.

… alles immer neu: Die Gastro deckt alles ab. Unser Brunch ist fast immer ausgebucht. Wir haben ein Mittagsmenü, täglich frisch gekocht und saisonal angepasst. Am Abend haben wir sehr spezielle Sachen. Unsere Fine Dinings am Markt sind immer ausgebucht – mit Mehrgänge-Menü und Weinbegleitung, da wird schön aufgedeckt und serviciert. Wir machen auch Tapas, also viele verschiedene kleine Speisen am großen Tisch, mit Weinverkostung durch die WinzerInnen. In der Gastro musst du dich ständig neu er finden.

… kreativen Kitt: Unser Chefkoch Florian Oswald ist extrem kreativ. Er war früher auch in der Systemgastro, da hat ihm die Kreativität gefehlt. Unsere MitarbeiterInnen können sich generell bei uns entfalten. Jede* kann sich jederzeit einbringen. Und wir haben eine normale Kommunikationskultur und Umgang miteinander. Die Leute kommen auch wegen der Kultur zu uns. Wir haben super Personal. Und je mehr Kreativität wir reinbringen, umso wohler fühlen sich auch die Gäste.

… Markt-Geschehen: Märkte gibt es seit der Urbanisierung der Menschen. Der Markt ist extrem vielfältig und bunt, alle Schichten und Kulturen kommen hier zusammen. Wir haben am Meidlinger Markt alleine bei den Ständen über 20 Nationalitäten. Und das hast du auf jedem Markt. Du hast Entschleunigung und der Markt ist sehr persönlich. Der Markt ist ein extremes Gegenmodell zur Automatisierung. Und die Leute sehnen sich nach diesen Plätzen, weil sie soziale Wesen sind. In Meidling ist der Meidlinger Markt der soziale Ort schlechthin.  Und diese Plätze muss man fördern.

Stadt. Land. Kind.

Das LANDKIND ist eine sympathische Mischung aus Restaurant und kleinem Laden. Die Küche ist kreativ und raffiniert und verwandelt die saisonalen und regionalen Zutaten in Frühstück, Mittagsmenü und feine Abendkarte. Wildkräuter, Pilze oder Beeren aus eigener Wildsammlung runden das Angebot ab. Doch Benedikt, Nina und Stefan wollten von Anfang an mehr sein als „nur“ ein Stand am Schwendermarkt – nämlich Drehscheibe für den Markt und das Grätzl. Das ist gelungen.

Nina über…

… den Schwendermarkt: Wir waren Pioniere am Markt. Als wir den Stand übernommen haben, hat es geheißen, am Samstag brauchst gar nicht aufsperren. Wir haben samstags Frühstück angeboten und das war vom Start weg der stärkste Tag der Woche. Die Leute in der Gegend haben nur darauf gewartet, dass was passiert. Wir haben viel Unterstützung erfahren, eben weil der Markt so klein ist.

Unverschwendet sind gleichzeitig mit uns hergekommen, die Weinviertlerie ein Jahr später. Viennas Vietnam ist schon deutlich länger da als wir. Seit ein paar Jahren sind wir eine kleine, stabile Markt-Gemeinschaft.

… Feste feiern: Das heißt aber auch, dass man was bieten muss. Wir haben angefangen, Feste zu veranstalten und für einige Tage im Jahr einen größeren Markt zu machen, wo wir ProduzentInnen wie Bio-Balkan und unsere Bauern herholen. Die Leute können dann sehen, wie der Markt sein kann, wenn er richtig belebt ist.

… Mitgestalten: Wir wollen ProduzentInnen eine Plattform für ihre Produkte bieten und den Menschen im Grätzl den Zugang zu deren Produkten ermöglichen. Für mich ist es ein politisches Thema. Viele kleine Produzentinnen beliefern uns direkt mit ihren Köstlichkeiten. Für sie sind wir ein wichtiger Partner. Und es gibt viele Leute, die deshalb Zugang zu diesen Bauern haben, weil es diesen Ort hier gibt. Wir wollen aber auch den Markt und das Grätzl mitgestalten und engagieren uns zum Beispiel für eine Fußgängerzone am Markt.

… buntes Grätzl: Das Schwender-Grätzl hat einen stark dörflichen Charakter. Man kennt und grüßt sich auf der Straße, am Markt lernen sich die Leute niederschwellig kennen. Es ist ein junges Grätzl mit hohem Migrationsanteil. Die Durchmischung ist hier größer als anderswo. Keine Gruppe dominiert, es ist ein buntes, vielfältiges Grätzl. Das sieht man auch an der Kulinarik – vom Balkan bis Eritrea. Und es ist ein sehr kreatives Grätzl, mit Ateliers und kleinen Galerien. Natürlich haben wir auch Gentrifizierung. Aber die Erdgeschosslokale bleiben mehr oder weniger gleich. Der 7. Bezirk wird hier nicht plötzlich ausbrechen.

… Land findet Stadt: Ein bisserl sind wir Schnittstelle zwischen Stadt und Land. Unsere Waren und Zutaten kommen vom Land. In unserer Küche treffen dann Rezepte von der Oma auf urbane und auch internationale Kocheinflüsse. Wir gehen auch viel in den Wald und auf die Wiese: Schwammerl suchen, Kräuter sammeln, Zirbenzapfen, oder auch bei der Tante Feigen ernten. Das kommt dann in unsere Speisen oder wir kochen ein, legen ein und fermentieren. Neulich haben wir aus Fichtenzweigen Sirup gemacht. Wir experimentieren gerne mit Dingen aus der Natur.

… un-hipp schick: Im 6. oder 7. hast du einen bestimmten Typ an Gästen pro Lokal. Im 15. hast du nicht so viele hippe Leute. Als Lokal müssen wir für verschiedene Typen ausgerichtet sein. Zu uns kommen alle – von der MindestpensionistIn bis zum Bobo. Diese Vielfalt macht den Schwendermarkt so spannend.